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Die Erforschung des Nidlenlochs um 1890

Forster und Rotschi

Die Periode von 1889 bis 1891 ist von besonderer Bedeutung für die Nidlenlochforschung; die Fortsetzung des Hauptganges wird entdeckt und in der Folge stösst man in die Schachtzone vor. Dabei müssen auch erstmals technische Hilfsmittel zur Überwindung der Schächte angewandt werden. Bedeutend sind in dieser Phase die Herren Forster und Rotschi, die mehrere Expeditionen auf die Beine stellen. Forster soll auch Vermessungen durchgeführt haben, ein diesbezüglicher Plan existiert jedoch nicht.

Das Solothurner Tagblatt vom 1. Dezember 1891 berichtet über eine dieser Expeditionen:

«Eine Expedition in das Nidlenloch (Einges.) Die seltsame Felsenspalte auf dem Hintern Weissenstein, die schon seit Jahrzehnten ein Gegenstand des Interesses für Bergsteiger und Naturfreunde geworden, hat in den letzten Jahren erhöhte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wer Freude hat an den geheimnisvollen Schönheiten der Natur, der findet sich mächtig angezogen durch die tief zerklüfteten unterirdischen Gänge, die wunderlichen, mit glänzendem Tropfstein ausgekleideten Grotten und domartigen Erweiterungen der Felsenspalte im Innern des Berges. Der kecken Jugend bieten die Mühen und Gefahren des Eindringens an und fürsich schon ein besonderer Reiz, während nicht wenige andere hoffen, die Glücklichen zu sein, denen es gelingen werde, die Schätze zu heben, welche offenbar tief im Berge drinnen verborgen liegen. Der frische Luftzug, der fortwährend in der Höhle aufwärts dringt, beweist, dass dieselbe von unten her einen Eingang haben muss. Das Vorhandensein lebender Fledermäuse und die Spuren anderer Thiere tief im Innern der Höhle weisen auf dieselbe Thatsache hin. Diesen Eingang ausfindig zu machen, ist das Ziel ernster Männer, die zwar keineswegs des Sinnes für die Schönheiten der Natur, noch für die klingenden Gaben Plutos entbehren, wohl aber sehr wenig Glauben daran hegen, dass der vielumworbene Gott im Nidlenloch eine Filiale errichtet habe. Herr Apotheker Forster in Solothurn hat weder Mühe noch Kosten gescheut, um im Verein mit einigen andern für die Sache begeisterten Männern das Werk der Erforschung des Nidlenloches zu fördern. Eine Untersuchung der Höhle im Jahre 1869 hatte viele zu einer gründlichen Erforschung nöthigen Vorarbeiten besorgt und selbst die bisher gemachten Erfahrungen erweitert. Manche lrrgänge hatte sie durchsucht und den richtigen, nach innen führenden Weg von den mehr oder weniger langen Seitenwegen kenntlich gemacht; mit Hülfe von Stricken und Tauen hatte sie einige jäh abstürzende Stellen überwunden, bis plötzlich ein Abgrund von ungeahnter Tiefe sich vor den erstaunten Forschern eröffnete und für damals jedes weitere Vordringen unmöglich machte. Seither fanden unter Leitung der Herren Forster und E. Rotschi stud. med. in Genf zwei grössere Expeditionen statt (am 3. April 1890 und 22. November 1891, an welchen der Schreiber dieser Zeilen theilzunehmen das Vergnügen hatte. Eine zu dem Zwecke mitgebrachte Strickleiter von 15 Meter Länge half am 3. April 1890 den Absturz bezwingen, der vorher ein so unerwartetes "Halt!" geboten hatte. Ein Ausruf des Erstaunens, vermischt mit Schaudern, entrang sich jeder Brust, als wir beim Glanze bengalischen Feuers die gewaltige Tiefe durchblickten, die wir bei mattem Kerzenlicht auf (im eigentlichen Sinne des Wortes) schwanker Leiter heruntergeglitten waren. Wir fanden einen engen Ausweg, der uns weiter führte, bis plötzlich ein neuer Absturz, tiefer als alle bisher gesehenen, gähnend vor uns klaffte und uns den Rückzug gebot. Der jüngste Auszug galt in erster Linie der Überwindung dieses letzteren Abgrundes. Mannschaft und Material, in grösserer Menge als je vorher zur Verwendung gekommen, sollte das bisher nicht Erreichte ermöglichen. Sieben Mann von Solothurn und acht Mann von Welschenrohr trafen auf dem Hintern Weissenstein zu gemeinsamen Vorgehen zusammen. Eine Strickleiter von 20 Meter reichte hin, um den zuletzt erwähnten Abgrund hinunter zu steigen. Nur kurze Zeit überliessen wir der Beachtung des gewaltigen Domes; denn es galt, die Zeit so gut wie möglich auszunützen. Und weiter ging es durch eine stark abfallende, gewölbeartige Felsenritze, die bald nach dieser, bald nach jener Seite sich winde und durch ihre eigenen engen Dimensionen das Hinunterklettern an senkrecht abfallenden Stellen ermöglicht. Doch keiner wage, wenn ihm augenblicklich sein Licht erlischt, nur einen Fuss weit vorwärts zu gehen, bevor er dasselbe wieder hergestellt hat. Zerstümmlung und Tod scheinen in allen Ritzen zu lauern. Sollte dieser beschwerliche Weg uns schliesslich an ein Ende führen? Ach nein! Neue Abgründe öffneten sich, und wenn auch Herr Rotschi, der als Pionier immer voraus ging, mit bewunderungswürdiger Lebendigkeit dieselben hinunter und wieder heraufkletterte, so konnte doch kaum ein zweiter aus der ganzen Gesellschaft dieselben Leistungen ausweisen, und die Zeit mahnte zur Rückkehr. Auch durften wir mit den gewonnenen Resultaten zufrieden sein. Eine bedeutend weitere Strecke der Höhle als bis anhin bekannt war, ist jetzt der Kenntnis erschlossen. Die Entfernung von dem Eingang hat Herr Forster bis nahe zu der hintersten betretenen Stelle genau gemessen und auf den Wänden der Höhle verzeichnet. Ebenso hat er in kleinen Distanzen an den Wänden die Richtung des Weges verzeichnet. Gleichzeitig wurden häufige Beobachtungen des Thermometers und des Barometers vorgenommen und eine Menge Anhaltspunkte gewonnen, welche bei zukünftigen Expeditionen wesentliche Dienst leisten werden. Es war wohlgethan, dass eine der schönsten unter den zuletzt aufgefundenen Felsendome die "Forsterhöhle S. A. C." getauft wurde. Einer künftigen Expedition bleibt es vorbehalten, die Verdienste des Herrn Rotschi in ähnlicher Weise zu ehren und das ersehnte Ziel zu erreichen.»